FREMDER FREIHEITSSCHACHT
Um
die Jahrhundertswende hat Hermann Schäfer 21 aufreche Maurergesellen
um sich. Es ist die Zeit des Umbruchs. Man träumte von einer besseren
gerechteren Welt. Unter dem Leitgedanken der französischen Revolution
Liberte, Egalite,Fraternite kommt es am ersten Mai 1910 in Bern / Schweiz
zur Grundung des "Fremden Freiheitsschachtes".
Neben der Gewerkschaftszugehörigkeit ist auch die Mitgliedschaft
in der KPD erforderlich.
Jeder muss jeden kennen, um somit die innere Verbundenheit zu wahren.
Erst 1927 nach dem sich abzeichnet das es keine linke Internationale
geben wird erlischt die Mitgliedschaft in der KPD.
1912 bildet sich der "Spinnschacht der fremden Zimmerer" der
als Erkennungszeichen eine Nadel mit dem Buchstaben SZ verwendet.
Aus organisatorische Gründe löst er sich bald darauf wieder
auf und tritt 1914 dem "Fremden Freiheitsschacht" bei. Dadurch
wurde der Freiheitsschacht der bisher nur aus Maurergesellen bestand
erstmals durch Zimmerergesel1en verstärkt.
Der Glaube an die Ideale führt zur einer tiefen Verbundenheit der
Freiheitsbrüder untereinander und verdeutlicht die Geborgenheit
die diese den Mitgliedern bietet.
Durch den starken Zusammenhalt der Gemeinschaft übersteht der Freiheitsschacht
auch das Verbot während der Zeit des National- sozialismus. was
die Schachtsmitglieder dazu zwang, ihre Gruppenidentität geheimzuhalten.
Wir zahlten hierfür einen hohen B1utzoll. Wer nicht im KZ umkommt
lässt sein Leben auf dem "Feld der Ehre".
Bald nach Ende des schrecklichen Krieges treffen sich die Überlebenden
und es beginnt wieder eine gute Zeit des Reisens.
Eine schwere Zeit überwand der Freiheitsschacht auch in den 70er
Jahren während des sogenannten "Wirtschaftswunders" als
die Konsumgesellschaft im Streben nach materiellen Gütern ideelle
Werte völlig aus den Augen verlor. Die Rückbesinnung auf Tradition
und Brauchtum scheint in diesem Zusammenhang völlig überholt
und so erstaunt es nicht, dass der "Fremde Freiheitsschacht"
kaum noch junge Bauhandwerker für die Tradition der Wanderschaft
gewinnen kann.
Seit der 80er
Jahren kann der Freiheitsschacht jedoch wieder steigende Erwanderung
verzeichnen, was sich zum Teil durch die hohe Arbeitslosigkeit erklärt.
Begriffe wie "Selbstbestimmung" und "Unabhängigkeit"
verdeutlichen die zunehmende Individuaisierungstendenz in der gegenwärtigen
Gesellschaft.
Wir sowie die anderen Schächte haben genügend Nachwuchs und
können beruhigt nach vorne schauen. Die Tradition des brüderlichen
miteinander lebt bei uns weiter, sie ist Wichtigster Bestandteil neben
den traditionellem Reisen im Freiheitsschacht.
1980 in Basel tritt der Freiheitsschacht in der CCEG ein, was in der
Tat ein richtiger Schritt war. Unter diesem Dachverband mit demokratischer
Struktur blicken wir optimistisch in die Zukunft.
Wir hoffen somit beizutragen, das der Gedanke des Gesellenreisens im
dritten Jahrtausend in alter bewährter Tradition für viele
Generationen weiterlebt. Alle zünftig Reisenden sollten eines Tages
dazugehören.
Freiheitsbruder
Martin Reimer und Helmut König